Capella Sagittariana Pforzheim - Pressestimmen

Pforzheimer Kurier, 25. Februar 2010

Klänge der Verzweiflung und leisen Hoffnung

Grofle Publikumsresonanz beim Gedenkkonzert - Musik von Rolf Schweizer uraufgeführt

Der erste Spatenstich bereits ein Jahr nach Kriegsende war ein großes Zeichen. Der Name "Auferstehungskirche" unterstreicht dann die Bedeutung dieser ersten Kirche, die aus den Trümmern der zerstörten Stadt erbaut wurde, daran erinnerte Pfarrerin Dorothea Patberg beim sehr gut besuchten Kirchenkonzert zum 65. Jahrestag der Zerstörung Pforzheims.

Es traten die Johanneskantorei, der Chor "Capella Saggitariana" unter der Leitung von Klaus Bühler und der israelische Klarinettist Teddy Ezra auf. Die Gesamtleitung hatte Eckhard Wagner, der auch die Orgel spielte. Es erklangen Werke des 20. Jahrhunderts. "Vergessen verlängert das Exil, die Erinnerung ist das Tor zur Erlösung", sagte am Anfang Dorothea Patberg, und sie erinnerte an die vielen tausend Kriegstoten und an die bis auf die Grundmauern zerstörte Stadt nach dem vernichtenden Angriff der Engländer am 23. Februar 1945. Die Trost spendenden Sätze der Bibel, dass "Christus den Tod überwunden hat", dass "die Liebe bleibt", und, dass am Ende "das Leben siegt" zitierte sie.

Mit einem "Epitaph", also einer "Grabinschrift" für Orgel des Pforzheimer Komponisten Rolf Schweizer aus dem Jahre 2003, begann das Programm. Die Komposition, in der der Passionschoral "O Haupt voll Blut und Wunden" zitiert wird, ist der "Versuch, mit bewegenden Klängen, Tönen und Rhythmen Entsetzen, Klage, Verstummen, Verzweiflung, und leise Hoffnung inmitten des Unterganges darzustellen", Schweizers Tonsprache ist er- weitert tonal, also nicht zwölftönig, wobei die Grauen des Krieges durch viele Dissonanzen dargestellt werden. Eckhard Wagner fand f¸r dieses spannungsvolle Werk eine farbenreiche und stilistisch adäquate Registrierung.

Mit Einfühlung präsentierte danach der bestens vorbereitete Projekt-Chor die Motette "Wie liegt die Stadt so wüst", deren Text sich auf die Zerstörung Jerusalems bezieht, des Dresdner Komponisten Rudolf Mauersberger. Es folgte das Orgelstück "Spiegel im Spiegel" des estnischen Komponisten Arvo Pärt. Aus nur wenigen, sich ständig wiederholenden Motiven, bestand diese sehr einfach komponierte tonale Musik, für die Eckhard Wagner die hellen Flötenregister bevorzugte.

Den groflen Klang der Orgel in Verbindung mit Mixturen konnte man erleben bei dem Stück "Laudes" des Tschechen Petr Eben, Am Ende des beeindruckenden Konzertes erklan- gen als Uraufführung zwei Chorwerte von Schweizer die "Auferstehung" und der "Mandelzweig". Da in dieser Musik die Hoffnung und der Erlösungsgedanke überwogen, klang sie viel harmonischer als sein "Epitaph" zum Gedenken an die Kriegstoten, In stimmungsvoller Dur-Tonart endete mit dem Chorlied "Mandelzweig" das Programm. Langanhaltend war der Schlussapplaus.

Lothar Arnold

 

 

Pforzheimer Zeitung, 25. November 2011

Ausdruck der Hoffnung

Beim Gedenkkonzert in der Auferstehungskirche wurden Motetten von Rolf Schweizer uraufgeführt

PFORZHEIM. Am Rande eines Trümmerfeldes wächst ein blühender Mandelzweig empor. "Ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?" 65 Jahre nach dem Bombenangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 gibt diese Zeile Hoffnung. Sie stammt von einem jüdischen Autor des 20. Jahrhunderts und fand schon vor vielen Jahren Beachtung durch Pforzheims Ehrenbürger und ehemaligen Kirchenmusikdirektor, Rolf Schweizer.

1981 schrieb der bekannte Komponist und Dirigent die Melodie zu dem Text, der mit "Freude, dass der Mandelzweig" überschrieben ist. Anlässlich des Gedenkkonzertes in der Auferstehungskirche Pforzheim, bei dem kein einziger Platz mehr frei blieb, komponierte Schweizer dazu einen neuen Chorsatz. So entstand eine Motette für fünf- bis sechsstimmigen Chor, die nun von der Johanneskantorei Pforzheim, der Capella Sagittariana (Einstudierung: Klaus Bühler) und einem Projektchor uraufgeführt wurde. Unter der musikalischen Gesamtleitung von Eckhard Wagner gelang es dem Chor, den Hoffnungs-schimmer des Liedes gut auszudrücken. Mit Leichtigkeit vermittelten die Stimmen den freundlichen Charakter der Motette. Galant führte der Chor die beschwingte Melodie vor.

Klare Artikulation

Präzise erfolgten die Einsätze, klar die Artikulation. Schön vor allem der Kontrast zwischen der kraft-voll interpretierten Zeile "Tausende zerstampft der Krieg" und der zart-jubilierend besungenen Zeile "Doch des Lebens Blütensieg, leicht im Winde weht".

Angenehm zurückhaltend agierte der Soloklarinettist Teddy Ezra. Ausdrucksvoll auch die Uraufführung von Schweizers kurzer Evangelienmotette "Auferstehung", die ursprünglich für Frauenchor komponiert war und für das Konzert ebenso für fünf- bis sechsstimmigen Chor erweitert wurde.

Wenn auch die Wechsel zwischen Frauen- und Männerstimmen stellenweise etwas zaghaft wirkten, so kam auch hier der Hoffnungsgedanke gut zur Geltung. Außer einem gregorianischen Zitat, dem "Oster-Alleluja" des Soloklarinettisten, waren insgesamt nur zeitgenössische Werke zu hören.

Wachrüttelnd interpretierte Eckhard Wagner das Orgelwerk "Laudes I" von Petr Eben aus dem Jahr 1964. Schrilles Klirren und schweres Stampfen prägte sein Spiel. Gleichsam für die Ohren unbequem, stakkatohaft und virtuos das Eingangsstück "Epitaph", das Schweizer 2003 zum, Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs komponierte.

Besonders eindringlich, mit zarter Registrierung, interpretierte Wagner jedoch Arvo Pärts "Spiegel im Spiegel" in gleich zweimaliger Vorführung. Das aufsteigend gebrochene Dreiklangmotiv kam wiederkehrend in einer stillen, fast meditativen Schleife und gab Gelegenheit zum Nachdenken.

Anita Molnar

Quelle: http://www.capella-sagittariana.de/konzerte_presse_20100223.html
Datum: 05. März 2011